Der Kletterpark am Eschauel – Spaltpilz für Nideggen

Die Offenlagezeit der Flächennutzungsplan-Änderung geht nun ins Endstadium. Es ist daher kein Wunder, dass uns immer mehr Stellungnahmen der Bürgerinnen und Bürger erreichen; dies auch von außerhalb unserer Stadt.

Es ist gut, dass sich sowohl verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger als auch Menschen von außerhalb Nideggen beteiligen. Das ist ja auch nicht verwunderlich, denn die Vielzahl derjenigen, die am Eschauel seit Jahrzehnten dort in ihrer Freizeit ein Zuhause finden, kommt ja von überall her.

Darüber hinaus erreichte uns ein Schreiben mit sehr kritischer Auseinandersetzung über die Alternativenprüfung, die ja auch erst auf unseren Druck hin und dann durch die Bezirksregierung veranlasst worden ist.

Dazu waren die Alternativen Standorte St. Nikolaus Haus, Wildpark und Jugendherberge vorgeschlagen worden und sollten untersucht werden.

Herausgekommen sind Betrachtungen und Beurteilungen, die von objektiv zu wertenden Kriterien Lichtjahre entfernt sind. Dies wird gerade auch durch das Schreiben zum Alternativen Standort Jugendherberge in Nideggen, das wir hier veröffentlichen, zum Ausdruck gebracht. Es richtet sich an alle Ratsmitglieder. Wir wurden durch die Verfasserin legitimiert, es zu veröffentlichen.

Aber bitte, lesen Sie selbst:

„Betreff: Alternativenliste Kletterwald/ hier: Platz an der Jugendherberge Nideggen

Sehr geehrte Ratsmitglieder

Wie Ihnen hinlänglich bekannt ist, forderte die Bezirksregierung Köln die Stadt Nideggen auf, eine umfassende Alternativenprüfung für den umstrittenen Standort Eschauel ( Kletterwald) durchzuführen.

Die anzuwendenden Kriterien waren:
A) Darstellung im Regionalplan, insbesondere hinsichtlich der Lage im BSN( Bereich zum Schutz der Natur)
B) Lage in Verbindung mit Sonderflächen/ Sondergebieten
C) Lage in Verbindung mit touristischer Infrastruktur

Die Verwaltung unterbreitete 5 mögliche Alternativen, eine davon ist Nideggen neben der Jugendherberge.
Hierauf beziehe ich mich im Folgenden.

Das geforderte Gutachten wurde von der Firma Fehr erbracht, die auch schon den Standort in Eschauel im Auftrag der Vorhabenträgerin sowie die Einwendungen der Träger öffentlicher Belange bewertet hatte.

Gutachten sollen den Ratsmitgliedern einen umfassenden und möglichst objektiven und sachkundigen Einblick in die Gegebenheiten vermitteln, damit die Entscheidungsträger auf einer sachgerechten Grundlage angemessene Entscheidungen treffen können.
Gutachten haben also im Entscheidungsprozess eine große steuernde Wirkung und sind bei komplexen Zusammenhängen auch notwendig.

Hier handelt es sich nicht um komplizierte, dem Laien schwer verständliche Sachverhalte, sondern um die Sichtung eines Gebietes unter den vorgegebenen o.g. Kriterien.

Ich gehe davon aus, dass jedermann - und Sie als Ratsvertreter zweifelsfrei-auch ohne Gutachten und auf der Grundlage der vorhandenen Fakten und Daten Gegebenheiten einschätzen und gewichten können.

Nachdem ich das Gutachten zu den Alternativstandorten gelesen hatte, fielen mir- als ortsansässiger Bürgerin- sofort Widersprüche zu meiner eigenen langjährigen Erfahrung , insbesondere für den Alternativstandort Nideggen auf.
Um zu überprüfen, ob meine Wahrnehmung der Realität standhält, habe ich mir das Alternativgebiet an der Jugendherberge Nideggen noch einmal genau angeschaut.
Was ich dort gesehen habe ist der Hintergrund dieses Schreibens an Sie.
Ich möchte die Anregung aussprechen:

Machen Sie einen kleinen Spaziergang und nehmen den anvisierten Ort einmal selbst unter oben genannten Kriterien in Augenschein.
(Wegbeschreibung: über den Parkplatz vor dem Nationalparktor gehen, rechts hinter Restaurant und Jugendherberge am Spiel-und Sportplatz dem kleinen Weg in das angrenzende Waldgebiet folgen. Dies ist das anvisierte Gebiet für den Kletterwald).

Sie sehen vor sich eine sehr große, nahezu ebene Fläche mit altem Laub - und einigen Nadelbäumen. Dieser Wald dient offensichtlich der angrenzenden Jugendherberge als Abenteuerspielplatz. Der Boden ist auf ca. 1 ha so niedergetrampelt, da wächst rein gar nichts mehr. 8 Tipis ( zum Teil winterlich zusammengebrochen) habe ich gezählt. Dazu gesammeltes Baumaterial für weitere Bauten. Mehrere hohe Bäume sind recht professionell zu Kletterbäumen mit Zubehör bis in die Baumspitzen hergerichtet.
Auch wenn dieses Gebiet auf der Karte, ebenso wie das Waldgebiet in Eschauel, als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist;  an diesem Platz finden mit Sicherheit weder Pflanzen noch Tiere Zuflucht.
Vergleichen Sie mal den Zustand in diesem massiv vorgeschädigten Waldstück mit dem Zustand des intakten Waldgebietes in Schmidt, in dem sogar noch eine Orchideenart wächst, die es nur äußerst selten in NRW gibt und auf der Roten Liste mit Gefährdungsstufe 2 aufgeführt ist.
Die beigefügten Fotos mögen Ihnen einen kleinen Eindruck vermitteln.

Im Folgenden gehe ich auf einige Punkte ( Bezug Kriterienkatalog s.o.) ein, die ich als Ergänzung verstanden haben möchte und die im Alternativengutachten der Firma Fehr nicht benannt sind.

Zu A: Lage im BSN
Der Alternativplatz an der Jugendherberge ist Landschaftsschutzgebiet und grenzt in der Tat an das FFH Gebiet Buntsandsteinfelsen. Allerdings ist zu beachten, dass per Sonderregelung im Landschaftsplan3 Kreuzau / Nideggen die unter Naturschutz stehenden Buntsandsteinfelsen schon vor Jahren zum kontrollierten Klettern freigegeben wurden. So muss davon ausgegangen werden, dass sich hier wohl kaum besonders geschützte Tiere finden werden.
Die Entfernung vom Plangebiet für den Kletterwald und diesen touristisch genutzten Kletterfelsen beträgt per Luftlinie am kürzesten Punkt 95Meter und am weitesten entfernten 170 Meter.
Hinzu kommt: Größe und Abgrenzung des Kletterwaldgeländes hätte nach Vorgabe der Verwaltung durchaus modifiziert werden können.(siehe S. 2 des Alternativgutachtens Fehr) Von dieser Möglichkeit wurde aber offensichtlich kein Gebrauch gemacht.Rechts und links von der stark vorgeschädigten Fläche gibt es im abfallenden Gelände noch ausreichend Platz, um die fehlenden ca 0,4 ha zur vergleichbaren Kletterwaldflache (insgesamt 1,4 ha) zu erhalten.

Zu B: Verbindung zu Sondergebieten
Im Vergleich der alternativen Standorte (Gutachten Fehr) wird die Nähe zum Sondergebiet Erholung für Eschauel als Pluspunkt gewertet.
Für den Alternativplatz in Nideggen wird als Sondergebiet nur ein multifunktionales Dienstleistungszentrum sowie Fremdenverkehrsbeherbung benannt.
Überhaupt nicht erwähnt wird, dass sich im Gebäude Haus Effels ein Nationalparktorinfopunkt befindet, aber auch eine Dauerausstellung Touristen anzieht, dass die Jugendherberge nicht nur "beherbergt", sondern auch einen Aufenthaltsplatz mit Spielgeräten und einen Sportplatz nebst Grillhütte anbietet, dass ein dort gelegenes vorzügliches Restaurant viele Gäste anzieht und - das möchte ich besonders hervorheben- in unmittelbarer Nähe (3 Minuten fußläufig erreichbar) die geschützten Buntsandsteinfelsen offiziell und kontrolliert von sehr vielen Kletterfreunden geschätzt und frequentiert werden. Gehört dies alles nicht zu Gesichtspunkten, die als Gebiete für Erholung zu bewerten sind.

Zu C: Lage touristische Infrastruktur
Wer könnte allen Ernstes behaupten, der Standort in Nideggen wäre für einen Kletterwaldbetreiber und die Stadt Nideggen weniger profitabel als in Eschauel am Rursee. Abgesehen davon, dass in Nideggen Schulen und Jugendeinrichtungen fußläufig den Kletterwald erreichen könnten, abgesehen davon, dass auch die Blindenschule und andere Einrichtungen im Kreis Düren verkürzte Wege zum Kletterwald nicht ablehnen werden, abgesehen davon, dass viele Touristen unterschiedlicher Couleur und Interessen nach Nideggen kommen, abgesehen davon, dass es hier in direkter Nähe nicht nur schöne Waldgebiete aber auch gute Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten gibt," wirbt "die Stadt Nideggen zudem noch expliziert mit den Kletterfelsen, die in unmittelbarer Nähe des Gebietes an der Jugendherberge liegen. Ab Frühjahr landen ganze Busladungen von Kletterfreunden dort und finden(anders als in Eschauel) auf den Parkplätzen bestens Platz.
Zu bedenken ist außerdem: Ein Kletterwald wäre eine wünschenswerte Ergänzung zu den schon vorhandenen Kletterfelsen für Fortgeschrittene. Die Kombination wird Kletterfreunde und ihren Nachwuchs anziehen. Die Tatsache und Bedeutung der Kletterfelsen, die immerhin mit einer Sondergenehmigung im Naturschutzgebiet  installiert wurden, wird im Gutachten Fehr überhaupt nicht erwähnt. Dies sind aber Tatsachen und gehören m.E. zwingend zum Kriterienkatalog "Tourismusförderung".

Um Missverständnisse zu vermeiden möchte ich betonen, dass ich nicht dem Gutachter ein Gefälligkeitsgutachten oder Befangenheit unterstellen möchte.
Dennoch muss es erlaubt, ja manchmal nötig sein, Kritikpunkte und Ergänzungen vorzutragen und den eigen Augen und dem eigenen Sachverstand und Urteil "auch" zu trauen.
Der faktische Zustand des Alternativstandortes Nideggen lässt meines Erachtens eine andere Schlussfolgerung zu als die im Alternativengutachten erstellte.

Unabhängig von den im Gutachten abgearbeiteten Kriterien halte ich einen Punkt für besonders wichtig für das Zusammenleben in Nideggen .
Meines Erachtens müssten angemessene Entscheidungen auch die Akzeptanz der Bevölkerung berücksichtigen. Hiermit meine ich natürlich nicht, dass immer alle Bürger einem Projekt zustimmen müssen.
Dem soziale Unfrieden, den diese Projektplanung am Rursee aber ausgelöst hat und damit der Polarisierung von großen Bevölkerungsteilen, wären in Nideggen Jugendherberge der Nährboden entzogen.
Wägt man also die positiven und negativen Gesichtspunkte der unterschiedlichen Standorte ab, wäre nicht für alle Beteiligte der Standort Nideggen die bessere Alternative?
Es wäre begrüßenswert, wenn Sie als Entscheidungsträger in dieser Angelegenheit das Waldgebiet neben der Jugendherberge in Augenschein nehmen und sich selbst ein Urteil bilden würden.

Absender:
Gudrun Duda- Heinzke“

Die Bilder gehören mit zu dem Mail!

Eschauel